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Vorsorge

Gesund auf Reisen

- was muss ich für den Urlaub beachten?

Ein Beitrag erarbeitet von Dr. med. Wolfgang Eder
Facharzt für Allgemeinmedizin
Münchner Str. 199
85757 Karlsfeld

für die Vortragsreihe "Sonntags um elf"
am 26.6.2004
(Zusammenfassung)


Warum ist reisemedizinische Beratung so wichtig?

Der Bedarf steigt stetig an in Anbetracht der Zahlen. Waren es im Jahr 2000 ca. 700 Millionen grenzüberschreitende Reisende, so wird für das Jahr 2010 mit ca. 1047 Mill. Reisenden gerechnet. Die Reisedauer wird immer kürzer und die Reisen führen zu immer entfernteren exotischen Zielen. Das Durchschnittsalter der Reisenden steigt stetig an. Der Urlaub wird immer mehr zu einem Erlebniswettlauf: "immer toller", "immer verrückter", man muss etwas erlebt haben, sonst gilt man nichts. Das gesundheitliche Risiko wird hierbei meist hinten angestellt.

Damit Ihr Urlaub zum Erlebnis und zu Ihrer Erholung beiträgt, möchte ich Ihnen einige Tipps mit auf den Weg geben.

Was muss ich für den Urlaub beachten?

  1. Vor der Reise:
    1. Impfstatus
    2. Gesundheitscheck
    3. Reisemodalitäten
    4. Reiseapotheke

  2. Während der Reise:
    1. Infektionsrisiken
    2. Klimatischen Verhältnisse

  3. Nach der Reise:
    • bei unklaren Erkrankungen den Arzt aufsuchen

1a. Impfstatus:

Vor der Reise Impfpass (gelber internationaler Impfausweis) und Impfungen checken ggf. beim Hausarzt
Standardimpfungen: Diphtherie/Tetanus alle 10 Jahre
Polio alle 10 Jahre
Grippe (> 60 Jahre) jedes Jahr
Pneumokokken (> 60 Jahre) alle 3 – 5 Jahre
Reiseimpfungen: Hepatitis A/B, Typhus, Tollwut, Meningokokken, FSME, Gelbfieber

1b. Gesundheitscheck:

Vorerkrankungen:
bei vorbestehenden Erkrankungen z.B. KHK/COPD/Diabetes dringend Gesundheitsuntersuchung beim Hausarzt. Beispiel: Trotz Druckausgleich in der Flugzeugkabine entspricht einer Reiseflughöhe von 10000m der Kabinendruck einer Höhe von 2500m. Durch den erniedrigten Sauerstoffpartialdruck im Blut kommt es zu einer relativen Minderversorgung des Gewebes mit Sauerstoff. Bei Risikopatienten kann das bereits zu Problemen führen.

Medikamente:
ausreichende Menge an Medikamenten mitführen. Immer im Handgepäck mitführen. Lagerungsbedingungen beachten. Bei Spritzen etc. evtl. internationale Bescheinigung des Arztes dabei haben, um Missverständnisse zu vermeiden.

Risiken im Urlaubsland:
Sitten und Gebräuche des Gastlandes beachten. Beispiel: "oben ohne" kann in manchen Urlaubsländern zu sehr viel Missgunst führen. Oder: Nachts in Los Angelos zu Fuß in Downtown kann lebensgefährlich sein. Auf Drogen steht in manchen Ländern die Todesstrafe. Ist eine Reise in ein Malariagebiet – z.B. als Schwangere – unbedingt notwendig?

Auslandskrankenschein, -krankenversicherung:
E 111 (Auslandskrankenschein) nur im EU-Ausland gültig, beinhaltet keine Reiserückholung, deshalb Auslandskrankenversicherung dringend zu empfehlen.

Hilfe im Ausland:
Wo ist die Deutsche Botschaft? Wo ist der nächste (deutsch sprechende) Arzt? Wie komme ich im Ausland wieder an Geld?

1c. Reismodalitäten:

Die Risikoabschätzung einer Reise ist ganz unterschiedlich wenn ich als Individualtourist oder als Pauschaltourist durch ein Land reise. Durch den nahen Kontakt zur Bevölkerung habe ich als Individualtourist ein viel größeres Ansteckungsrisiko, als wenn ich mit einer geführten Gruppe unterwegs bin. Lange Flug- oder Busreisen bedingen das Abschätzen des Thromboserisikos. Reisen mit Kindern im Auto z.B. nur mit ausreichenden Pausen, genug zu trinken bei großer Hitze. Nachts Autofahren muss geübt sein, früh genug losfahren, um genug Puffer bei Anschlussfähren etc. zur Verfügung zu haben.

1d. Reiseapotheke: eine Empfehlung

Inhalt: Verbandsmaterial, Fieberthermometer, kleine Schere, Pinzette, Handschuhe, Ersatzbrille/Sonnenbrille, Sonnenschutzmittel, Insektenschutzmittel

Medikamente äußerlich: Antiseptika (Desinfektionsmittel für Wunden) Antihistamininka (Allergiemittel)

Medikamente innerlich: Mittel gegen Schmerzen, Fieber (z.B. Paracetamol 500, ASS 500), Mittel gegen Krämpfe (z.B. Buscopan), Durchfallmittel (z.B. Loperamid)

2a. Infektionsrisiken

Häufigkeit von Infektionskrankheiten bei Fernreisen

Durchfall    25.000    pro 100.000
Malaria 2400
Erkältung 1200
Amöbiasis/Lambliasis 400
Hepatitis A 300
Gonorrhoe/Syphilis 240
Tierbiss mit Tollwutrisiko 120
Hepatitis B,C,E 40-85
Bakterienruhr 20
HIV 10
Typhus 2-20
Legionärskrankheit 1
Cholera 0,2
Kinderlähmung 0,1


Reiseübel Durchfall – häufig, aber vermeidbar

Ursachen:

  • Reisestress
  • Nahrungsmitteltunverträglichkeit
  • Klima
  • Infektionen durch:
    • Viren (z.B. Rotaviren)
    • Bakterien (z.B. Staphylokokken, E-Coli, Salmonellen, Shigellen)
    • Parasiten (z.B. Amöben, Lamblien, Darmwürmer)

Therapie:
"cook it, peal it or forget it"
"iss nur gekochtes, was geschält werden kann oder vergiss es"

Rezepte zur Rehydratation:

1 Liter Orangensaft
+ 1 Teelöffel Kochsalz
+ 2 Esslöffel Zucker

oder

1 Liter schwarzer Tee
+ 1 Teelöffel Kochsalz
+ 2 Teelöffel Zucker
+ Saft von zwei Orangen

Rehydratationslösung darf nie salziger schmecken als Tränen

oder

handelsübliche Elektrolytlösungen, -tabletten, kein Leitungswasser verwenden!

• Malaria – eine lebensbedrohliche Krankheit

Übertragung: Anopheles-Mücke
Erreger: Plasmodien (P.)

  • Malaria tropica: P. falciparum
    Malaria tertiana: P. ovale oder vivax
    Malaria quartana: P. malariae

Inkubationszeit: 7-16 Tage (manchmal auch ein vielfaches mehr)
Symptome: Fieber, Kopf– und Gliederschmerzen, ausgeprägtes Krankheitsgefühl
Vorbeugung: beruht auf zwei Prinzipien:

  • Expositionsprophylaxe: Aufenthalt im Freien in der Abenddämmerung vermeiden, armlange Kleidung, Repellents, Insektizide, Mosikotnetz, Air Condition

  • Chemoprophylaxe: Atovaquon/Proguanil (Malarone®), Chloroquin (Resochin®), Mefloquin (Lariam®), Proguanil (Paludrine®), Chinin, Artemether/Lumefantrin (Riamet®)

• Hepatitis A – auch im Mittelmeerraum eine Gefahr

Erreger: Hepatitis A-Virus
Übertragung: fäkal-oral
Inkubationszeit: 15-45 Tage, 2 Wochen vor Ausbruch besteht Ansteckung über den Stuhl
Symptome: Prodomialstadium 2-9 Tage: Bauchschmerzen, Durchfall, F ieber, Gliederschmerzen
Klinik 2-6 Wochen: Ikterus, bierbrauner Urin, Stuhlentfärbung
Prophylaxe: Impfung

• Geschlechtskrankheiten – Reiseerinnerungen der unangenehmen Art:

Gonorrhö, Syphilis, Hepatitis B/C/E, HIV, HPV-Infektionen

2b. Klimatische Verhältnisse / Zeitzonen

Die klimatischen Verhältnisse haben einen unterschiedlichen Einfluss auf unsere Gesundheit. Hohe Luftfeuchtigkeit, Hitze oder Kälte setzen unseren Stoffwechsel einer großen Belastungsprobe aus. Je geschwächter die Konstitution des Einzelnen in Bezug auf seine Vorerkrankungen ist, desto strapaziöser ist es. Ein Aufenthalt in großen Höhen über 2500m Höhe bedürfen auch für einen Gesunden eine Akklimatisation. Jeder Reisende kennt die Schwierigkeiten bei der Anpassung bei Reisen in verschiedene Zeitzonen. Die Medikamentengabe muss dementsprechend angepasst werden, insbesondere bei insulinpflichtigen Diabetikern.

3. Nach der Reise:

Bei jeder unklaren Erkrankung den Arzt aufsuchen und ihm vom Aufenthalt auf der letzten Urlaubsreise berichten. Es gibt Berichte von Reisenden, bei denen eine Malaria bis zu einem Jahr nach der Reise ins Infektionsgebiet aufgetreten ist.

Damit auch Ihre Urlaubsreise für Sie ein Erlebnis wird und bleibt, informieren Sie sich richtig und rechtzeitig und fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Arzt um Rat, denn

"Unvorbereitetes Wegeilen
bringt
unglückliche Wiederkehr"

(J.W. von Goethe, Wilhelm Meisters Wanderjahre)

Dr. med. W. Eder
August 2004


© 2004. Verantwortlich für diesen Beitrag: Dr. med. Wolfgang Eder, Karlsfeld.

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